für/gar femmage 2017
Malerei im privaten Raum
01.-03. Dezember 2017
Für/gar Femmage?
Ich suchte für mein Vorhaben einen Arbeitstitel. Der geplante, unproblematische Titel war Randnotizen. Der von Mayröcker inspirierte poetische Titel war „Das äuszerste Schwärmen“. Einige meiner Arbeiten heissen Für. Sie sind meist Dichtern gewidmet. Da ich von der Art, wie Vivian Suter ihre Arbeit in Kassel ausstellte, sehr berührt war, wollte ich gerne eine Hommage einrichten. Da sie eine Frau ist, fand ich das Wort Femmage passend. Doch es gibt dieses Wort bereits. Es wurde 1970 erfunden. Sagt das Internet: Any artwork created by women by assembling objects, as by collage, photomontage, etc. Femmage, or feminist collage, was defined by Miriam Schapiro and Melissa Meyer as an activity practiced by women using traditional women's techniques to achieve their art—sewing, piecing, hooking, cutting, appliquéing ...QUICK REFERENCE, das wäre auch mal ein Titel, der in unsere Zeit passt... Ich schreibe oben Dichter, wobei ich auch Frauen meine, um ein Gegengewicht zum feministischen Titel zu schaffen. Einmal fragte mich jemand am Telefon, wie mein Name sei, wie man ihn denn schreibe. Ich hab gesagt, das ist egal. Das kann Ihnen doch nicht egal sein, sagte das unsichtbare Gegenüber. Vielleicht doch. Es ist mir egal. Von Egalité. Ich verschwinde ausgeglichen im Wir. Ich zeichne nach, nehme wieder hervor, zitiere und schreibe weiter. Danke für euer Nachsehen.RandnotizenRaumnotizenDas äuszerste Schwärmen An die Ränder schreiben wir, was wir uns merken können, merken werden. Eine Verständnishilfe, einen weiterführenden Einfall, eine Erklärung, Besonderes. Diese Randnotizen in unserer Handschrift verpersönlichen den Text. So wie wir Textpartieneinfärben, unterstreichen und markieren. Bei einem wichtigen Text ist plötzlich alles farbig,plötzlich alles angestrichen. Ich ziehe einen Text auseinander, füge viele Leerstellen und Abschnitte ein, weil er mich so dicht und gut dünkt, mir so wichtig ist. Und die Randnotizen verselbständigen sich und kommen auf viele freie Blätter zu stehen. Füllen sie. Der Text hat etwas in mir angestossen. -‐ Bringt mich zum Weiterschreiben.Ausgebaute Randnotizen verselbständigen sich. Es entstehen Raumnotizen. Mayröckers Gedicht als Abbild, wie mit dem Archiv und dem Haus umzugehen sei? Smalltalk, TIKI, Lesung?Ich male seit 2009 auf lose Tücher. Mittlerweile habe ich eine kleine Sammlung. Das Haus, indem ich zeigen kann, zeigt viele Holzbalken. Ich habe etwa 30 Tücher gewählt, um sie an diesen Balken anzubringen. Die Tücher hängen in den Raum. Die Holzbalken sind wie ein Dispositiv. Sonja malt Bilder. Sie sagt: Aus der Farbe heraus. Vielleicht führen sie die Farben sozusagen wieder zusammen. Sie sind konzentriert, getragen vom klassischen Bildträger. Ihre Farben scheinen in den Raum. Ein Widerschein aus der Natur?Was mir die Holzbalken sind, sind ihr vielleicht die Weideruten. Diese aber sind beweglicher und können wandern, von draussen nach drinnen und irgendwohin. Vielleicht geht es uns in dieser Ausstellung auch um die Beweglichkeit von Malerei?
Vorbereitungstext von Karin Derungs